Warum „Der ferne Osten“ ? Zunächst mal ist es geographisch richtig, denn China ist
8.000 km fern von Deutschland, doch mit Ferne meine ich auch die kulturellen
Unterschiede. Nirgends auf der Welt, mal abgesehen vom inneren Afrika,
findet man so große kulturelle Unterschiede wie zwischen Europa und Asien.
Der Grund ist, dass die ganze Welt in den letzten Jahrhunderten von den
Europäern beeinflusst wurde. China hingegen hat sich mehr oder weniger
Jahrhunderte lang verschlossen und wurden auch nie im Ganzen kolonisiert. So
hat sich bis Heute eine Kultur erhalten können, die einzigartig in der Welt
ist und die jeden Fremden in Erstaunen
versetzt.
Aber
nicht nur die Kultur sondern auch die Wirtschaft und der Staat als Ganzes
überrascht uns. „Das Comeback des Reichs der Mitte ist das bedeutendste
welthistorische Ereignis dieses Jahrhunderts“ oder „Geburt einer Weltmacht“
ist in den Journalen und Büchern zu lesen. Die atemberaubenden Wolkenkratzer
der Millionenstädte zeugen von dieser Wiedergeburt Chinas.
Bereits Wilhelm Gottfried Leibniz formulierte
1699: „Durch eine einzigartige Entscheidung des Schicksals, wie ich glaube,
ist es dazu gekommen, dass die höchste Kultur und die höchste technische
Zivilisation der Menschheit heute gleichsam gesammelt sind an zwei äußersten
Enden unseres Kontinents, in Europa und in China, das gleichsam wie ein
Europa des Ostens das entgegen gesetzte Ende der Erde ziert. Wenn das so
weitergeht, fürchte ich, dass wir bald auf jedem anerkennenswerten Gebiet
den Chinesen unterlegen sein werden. Dies sage ich nicht deshalb, weil ich
ihnen die neue Erleuchtung neidete, da ich sie vielmehr dazu beglückwünsche,
sondern weil es zu wünschen wäre, dass wir auch unsererseits von ihnen Dinge lernten, die mehr noch in
unserem Interesse liegen würden, nämlich vor allem die Anwendung einer
praktischen Philosophie und eine Vernunft gemäßere Lebensweise, um von ihren
anderen Errungenschaften jetzt nichts zu sagen.“
Drei
Jahrhunderte lang war diese höchste Zivilisation der Welt zu Grunde
gerichtet und durch fremde Länder gedemütigt, ein wesentlicher Grund für die
Kraft der Chinesen zur Wiedergeburt.
Doch
nicht nur Kultur und Wirtschaft sind atemberaubend sondern vor allem auch
die Landschaften und die Wildblumen des fernen Ostens sind wunderschön.
Allerdings nicht so fremd, da Pflanzensammler früherer Jahrhunderte sie nach
Europa brachten und sie Heute in unseren Gärten heimisch sind, sofern sie
aus den gemäßigten Klimazonen stammen.
Hier verbinden sich meine beiden Hobbys, der Wildstaudengarten und
das Reisen, und glücklicherweise gibt es auch eine Verbindung zu meinem
Beruf. Trotz der
kulturellen Unterschiede ist China Heute sehr an Deutschland interessiert,
und das nicht nur wegen der Autos oder dem Bier. Deutsche Wissenschaftler
sind sehr willkommen, und so hatte auch ich das Glück in den letzten zehn
Jahren meines Arbeitslebens mehr als zehn Arbeitsaufenthalte in Asien zu absolvieren. Sowohl in der Nanjinger Agraruniversität als auch in
anderen Universitäten und Forschungsinstituten habe ich Vorträge gehalten
und im Labor unsere Erfahrungen demonstriert. Im gleichen Zeitraum waren zehn
Doktoranden und Wissenschaftler mehrere Monate oder Jahre in meinem Labor im
Leibnitz-Institut für Nutztierbiologie tätig. Im Ergebnis der Zusammenarbeit wurden zahlreiche Publikationen
gemeinsam
mit den chinesischen Kollegen veröffentlicht. Siehe meine
Publikationsliste!
Meine
Partner waren sehr freundliche Gastgeber. So
bekam ich Einsichten in ihr Berufs- und Familienleben, wie sie nie ein
Tourist bekommt. Da ich die Arbeitsaufenthalte meist mit anschließendem
Urlaub verband, konnte ich auch entlegene Gegenden z. B. in den südlichen
chinesischen Provinzen besuchen. Meine chinesischen Kollegen wurden auch zu
Freunden. Mit ihrer Hilfe konnte ich so
manche Reise ins „Innere“ verwirklichen, die allein nicht möglich gewesen
wäre und die mir die gewaltigen Kontraste im chinesischen Riesenreich
offenbarte.
Ich bemerkte auch die zahlreichen Gemeinsamkeiten zwischen den beiden „Riesen“ China und Japan,
denn ich war auch sehr oft in Japan. Mein
Traum und Wunsch ist es, dass beide Länder eines Tages die Schatten der
Vergangenheit überwinden und zusammenkommen, so wie die Europäer es taten,
um ein Gegengewicht gegen den Alles besetzenden amerikanischen „Way of life“
zu bilden und ihre Jahrtausende alte Kultur für die Menschheit zu bewahren.
Getreu
dem chinesischem Sprichwort: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ möchte
ich hier meine schönsten Bilder von China zeigen.
Mein Dank gilt allen meinen chinesischen Freunden und ganz besonders Ren
Mingqiang und Chen Jie, die mich auf meinen Reisen begleitet haben.